Die Schweiz seit 1918

Die Schweiz sah sich während des Zweiten Weltkriegs in einer besonderen Situation: Sie war ab 1941 umringt von den Achsenmächte Deutschland und Italien respektive vom besetzten Frankreich. Daraus ergaben sich viele Probleme. Wie konnte sich die Schweiz weiterhin mit Lebensmitteln und Rohstoffen versorgen? Wie konnte sie sich gegen Deutschland politisch und wirtschaftlich verhalten? Welches war die richtige Flüchtlingspolitik? All diese Fragen wurden in letzter Zeit kontrovers diskutiert und in Berichten der Bergier-Kommission erörtert.
Die Schweiz wurde im Zweiten Weltkrieg nie angegriffen. Trotzdem war mit einer Aktion der Deutschen zu rechnen. Deshalb spielte das Konzept der "Geistigen Landesverteidigung" eine wichtige Rolle: Die Schweiz betonte ihre Neutralität, rückte ihre Verteidigungsbereitschaft in das beste Licht und sicherte sich mit Verträgen mit den Achsenmächten aber auch mit den Alliierten ab. Sie hielt enge Beziehungen im Handels- und Bankbereich aufrecht und erfüllte damit wichtige Funktionen für Deutschland. Die offizielle Schweiz schwankte mehrfach zwischen dem Willen zur Verteidigung und einer anpasserischen Haltung gegenüber Deutschland. Das Land konnte sich jedoch bis 1945 aus kriegerischen Handlungen heraushalten.

Blatt Titel Weitere Informationen
01 Der Landesstreik 1918 und seine Folgen  
02 Wirtschaftliche Krisen ab 1920  
03 Faschismus und Geistige Landesverteidigung Dürrenmatts Sicht
04 Militärische Landesverteidigung  
05 Versorgung und Aussenhandel  
06 Flüchtlingspolitik  
07 Kalter Krieg und Konkordanz  
08 Jugendbewegungen ab 1968  
09 Von der Isolation zur Integration  

Der Zeitstrahl zeigt die wichtigsten Ereignisse aus dem Kapitel. Für Details klicken.

Stoffumfang

Blätter 10.01 – 10.09
Geschichtsbuch 3/4, S. 126–128, 135, 138–141, 156–158, 166–170, 172–174, 246–253, 258–260

Lernziele

  • Die wirtschaftlichen Probleme der einfachen Leute während dem Krieg verstehen und die Gründe und Forderungen des Landesstreiks erläutern. Die Haltung der verschiedenen Arbeiterparteien zum Streik unterscheiden können.
  • Die Schwierigkeiten der Schweiz in der Wirtschaftskrise kennen und die verschiedenen Rezepte dagegen beurteilen.
  • Die Stellung der Frontisten in der Schweiz beschreiben können. Die Haltung der anderen Parteien zur Nationalen Front und ihre Reaktionen darauf kennen.
  • Die Landesausstellung 1939 in Zürich beschreiben (Ziele, Inhalte, Bedeutung).
  • Den Begriff „Geistige Landesverteidigung“ definieren und erklären.
  • Die Rahmenbedingungen der Schweiz im Zweiten Weltkrieg beurteilen (Nachbarländer, Kriegsverlauf).
  • Die Versorgungsprobleme der Schweiz ab 1940 erklären. Die Massnahmen zur Versorgung erläutern.
  • Die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland einschätzen (Gründe, Art der Zusammenarbeit, Bedeutung). Die Kooperation mit Deutschland kritisch beurteilen.
  • Die Militärpolitik der Schweiz in groben Zügen beschreiben. Die „Réduit-Strategie“ beschreiben und kritisch beurteilen.
  • Die wichtigsten Massnahmen zur schweizerischen Flüchtlingspolitik erläutern. Die Gründe für die restriktive Aufnahme von Flüchtlingen erklären und beurteilen (aus der Zeit heraus und im Vergleich mit heutigen Erkenntnissen).
  • Den Begriff Konkordanz erläutern und seine Ausgestaltung während des Kalten Kriegs aufzeigen.
  • Die Ziele der Jugendbewegung von 1968 erläutern können.
  • Die damaligen Meinungen in der Schweiz zum UNO-Beitritt erläutern können.

Die Links führen auf die enstprechenden Wikipedia- oder andere Lexikonartikel.

Wichtige Begriffe und Ereignisse

- 1968er-Bewegung
- Achsenmächte (Bündnis im 2. Weltkrieg)
- Alliierte (Bündnis im 2. Weltkrieg)
- Anbauschlacht (Plan Wahlen)
- Antisemitismus
- Faschismus
- Holocaust
- Landesstreik (11. bis 14. November 1918)
- Réduitstrategie (2. Weltkrieg)
- UNO (Vereinte Nationen)
- Weltkrieg, Zweiter (Kriegsverlauf)
- Zauberformel (Konkordanz)

Wichtige Personen

- Etter, Philipp (Bundesrat, 1891-1977)
- Grimm, Robert (Arbeiterführer, 1881-1958)
- Grüninger, Paul (Fluchthelfer, 1891-1972)
- Guisan, Henri (Schweizer General im 2. Weltkrieg, 1874-1960)
- Motta, Guiseppe (Bundesrat, 1871-1940)
- Pilet-Golaz, Marcel (Bundesrat, 1889-1958)
- Rothmund, Heinrich (Chef der Bundespolizei, 1888-1961)
- Steiger, Eduard von (Bundesrat, 1881-1962)
- Wille, Ulrich (Schweizer General im 1. Weltkrieg, 1848-1925)

Hier finden Sie verschiedene externe Links bzw. Tipps zu Literatur und Film zu diesem Kapitel.

Externe Links

Schweiz in der Vorkriegszeit:
- Artikel zu den Forderungen und Ergebnissen des Landesstreiks 1918
- kurze Darstellung der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf die Schweiz

Schweiz im Zweiten Weltkrieg:
-
Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg: Berichte Online (z. B. über Flüchtlinge, Nazigold ...)
- Überblicksartikel Schweiz im Zweiten Weltkrieg
- Biographie des St. Galler Polizeichefs Paul Grüninger, der viele Juden rettete (Stiftung zu seinen Ehren)
- Kurze Zusammenfassung zur Geschichte der Landesausstellungen
- Artikel zur Geistigen Landesverteidigung aus dem historischen Lexikon
- Schweizer Radiobeiträge aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zum Kriegsgeschehen und zur Aussenpolitik
- Seite der Schweizer Festungsmuseen
- Wikipedia-Artikel zu General Henri Guisan

Schweiz seit 1945:
- Bilder zu den Jugendunruhen nach dem Rolling Stones-Konzert 1967 in Zürich
- Sammlung von Dokumenten zu den Jugendunruhen der 1980er
- SVP-Zeitung 2002 "Nein zum UNO-Beitritt"
- Argument für den UNO-Beitritt

Schweizer Sicherheitspolitik heute (wichtige Organisationen):
-
Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS); Bundesamt für Polizei (BAP); Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK); Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE); Vereinte Nationen (UNO)

Literatur

Sachbücher:
- Standardwerk von Willi Gautschi zum Landesstreik
- das Lehrmittel "Hinschauen und nachfragen" befasst sich ausschliesslich mit der Schweiz im Zweiten Weltkrieg
- im Schweizer Geschichtsbuch 3 findet sich ein ausführliches Kapitel zur Schweiz im Zweiten Weltkrieg (S. 266-297)
- der Schlussbericht der unabhängigen Expertenkommission liefert viele Fakten zur Schweiz während dem Krieg
- Urs Bitterlis Biografie über Jean Rudolf von Salis zeigt das Leben des Journalisten auch während der Kriegszeit
- das Buch "Die Schweiz im Kalten Krieg" von Thomas Buomberger ist 2017 erschienen und deckt die Zeit von 1945 bis 1990 ab

Romane:
- Otto F. Walter beschreibt in seinem Roman "Zeit des Fasans" das Leben eines Schweizer Industriellen, der im Krieg zu den Gewinnern gehört
- im Roman "Melnitz" beschreibt Charles Lewinsky das Leben einer jüdischen Familie von 1871-1945

Filme

Dokumenationen zur Schweiz im Zweiten Weltkrieg:
- der Dokumentarfilm "Der General" beschreibt das Leben von Henri Guisan (Bezugsquelle)
- Archiv Schweizer Fernsehen: Bergier-Bericht zur Flüchtlingspolitik, Fluchthelfer Paul Grüninger, Beurteilung der Flüchtlingspolitik, Wochenschau von 1945 blickt zurück auf den Krieg, Geheimsache Gotthardfestung, Bergier-Bericht über Goldhandel

Dokumenationen zur Nachrkiegszeit:
- Fernsehbeitrag zum Konzert der Rolling Stones in Zürich 1967
- Bericht des Schweizer Fernsehens zu den Jugendkrawallen 1968 in Zürich

Spielfilme:
- "Gilberte de Courgenay" von 1941 erzählt die Geschichte einer Serviertochter, welche für die Soldaten im Ersten Weltkrieg zur Mutter wird (Trailer)
- "Landammann Stauffacher" von 1941 spielt vor der Schlacht von Morgarten und steht ebenfalls im Zeichen der Geistigen Landesverteidigung